Indien und der Tod unserer lieben Margret

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Ich sitze heute morgen, am Montag,den 12.11.06 schon um 6.00 Uhr auf dem Balkon eines wunderschoenen Hauses in Kollam in Sued Indien, das Sheela, einer Freundin von Helen und mir gehört. Dieses Haus steht an dem Ashtamudi See. Z.Zt. beeinflusst der Ost-Westmonsun mit seinen soft starken Regenfällen das Klima hier.
Die Aussentemperatur liegt momentan bei 25° C bei natürlich hoher Luftfeuchtigkeit. Das Haus liegt vom See ca. 30 - 40 m. entfernt und ich sitze so etwa 5 m. hoch über dem Boden auf dem Balkon mit Blick auf den See, der nicht wirklich zu sehen ist, denn die reiche Vegetation lässt mich den ” Dschungel ” erahnen.
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Die Kokospalmen überragen mit ihren mehr als dreissig Metern Höhe die meissten anderen Pflanzen. Riesige Mango- und Cashewnussbäume, Papaya- und Bananenstauden, die gut ihre 3 bis 4 m Höhe erreichen, Pfeffer, der an den Palmen sich hochwindet und dazwischen immer wieder Pflanzen mit wunderschönen Blüten, wie Hibiskus, Flammenblüten, Ochideen usw. Das Auge kann sich an der reichen Vegetation berauschen.
Für das Ohr gibt es viele Geräusche aus der Tierwelt. Grillen zirpen am Abend. Hunde bellen und jagen Katzen. Katzen jagen sich und andere Tiere. Kleine grüne Papageien schnattern, Raben beherrschen das Bild und geben laute Töne von sich.
Heute sind bis jetzt keine Wolken zu sehen, und die Sonne geht langsam auf. Von den Blättern tropft noch der Regen, der in der letzten Nach reichlich aus den Wolken fiel. Ein leichter Wind weht, der noch nicht ” warm ” ist, so kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen.
Ich lasse die zurückliegende Zeit Revue passieren.

Das zentrale Erlebniss ist der Tod unserer lieben Tante Margret.

Margret lebte in Osnabrück und Helen und Ich, wir hatten ein sehr inniges Verhältnis zu ihr.
Sie lebte zielgerichtet, war voller Energie und Mutter für Alle. Sie stellte ihre Bedürfnisse immer in den Hintergrund. Die familiären Bindungen waren ihr wichtig, und ein gesundes Gottvertrauen begleitete ihr Leben.

Bei Gott bin ich geborgen.

Sie hat es nie so gesagt, aber daran geglaubt. Wenn wir über das Sterben und den Tod gesprochen haben, dann meinte Sie schlicht, Gott wird mir schon helfen.

Ihr grosser Tag war nun da.

Besser gesagt ihre Nacht.
In der Nacht von Samstag, den 21.10.06 auf Sonntag, den 22.10.06 ist Margret verstorben.
Ihre zwei Liebsten, wie sie immer ihre Enkelkinder Mascha, 7 Jahre alt und Jossi 5 Jahre alt nannte waren mit ihr in ihrer Wohnung in Osnabrück.
Sie war am Morgen mit dem Zug von Osnabrück nach Hamburg gefahren, um Mascha und Jossi für eine Woche zu sich zu holen, denn Mascha hatte ihre ersten Herbstferien.
Sie hatte sich am Nachmittag mit einem Herz voller Freude von ihrem Sohn Heino und seiner Frau Katja in Hamburg am HB verabschiedet.
Die Enkelkinder haben die Oma sitzend in Sessel im Wohnzimmer gefunden. Da die Oma nicht reagierte, sind die Kinder zu einer Nachbarin gegangen, die dann den Arzt gerufen hat und den Sohn benachrichtigte, und hat die Kinder zu sich genommen.
Der Sohn hat uns am Sonntagmittag vom Tod seiner Mutter erzählt und wir sind dann am Monatagmorgen nach Osnabrück gefahren.
Wir haben unseren Flug nach Indien, der am Donnerstag, den 26.10.06 nach Delhi geplant war storniert.
Gemeinsam mit dem Sohn und der Schwiegertochter haben wir alle Formalitäten für einen würdenvollen Abschied von Margret geregelt.
Margret, die wie ich aus dem emsländischen Papenburg stammt und sich die vielen Jahre auch um die Grabpflege des Familiengrabes in Papenburg an St. Antonius kümmerte hatte selber oft gesagt, dass sie wohl die letzte Vertreterin des Familienclans sei, die sich um die Grabpflege kümmere. Alle anderen Nachkommen leben nicht mehr in Papenburg.
Margret hat deshalb auch schriftlich verfügt, dass sie eingeäschert werden wolle und anonym beigesetzt werden möchte.
Diesem Wunsch haben entsprochen.
Am Freitag, den 27.10.06 haben wir an der Feier der Hl. Messe als Auferstehungsmesse für Margret im Dom zu Osnabrück teilgenommen.
Margret wohnte in der Dompfarrgemeinde.
Zur anschliessenden Trauerfeier haben sich viele Menschen an Margrets Sarg versammelt. Der Sohn Heino, der Künstler ist, hat mit seinen Kindern den Sarg bemalt.
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Das zentrale Motiv stellt die Sonne mit ihren Strahlen dar in deren Mittelpunkt ein weisses Kreuz gemahlt ist, das Symbol für Tod und Auferstehung.
Mit diesem Gendanken sind wir dann am Freitag, den 27.10.06 wieder nach Köln gefahren: Margret lebt, und zwar in der Geborgenheit und der Fülle der Liebe Gottes und in unserem Herzen, das ist was bleibt und zählt und zwar in alle Ewigkeit.

Margret geb. 19.11.1936 | verst. 22.10.2006

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